Donnerstag, 11. Mai 2017

Was ich immer schon mal sein wollte


Eine Freundin bittet mich, Ihren Post zu beantworten der da lautet: „Welche Erfahrung würdest Du gerne noch machen? Was wärest Du gerne in diesem Leben was Du noch nicht warst?“ Normalerweise kommentiere ich solche Posts nicht, doch weil sie mich per Nachricht darum bittet, denke ich nach und weiß meinen Wunsch ausnahmsweise sofort: „Muse. Ich wäre gerne Muse.“ poste ich.

Mein Nachbar antwortet daraufhin „Von Wem?“, und ich zurück „Das ist die große Frage“. Er bietet sich als Künstler an, denn er ist einer. Wenn das so einfach wäre!

Beim Abendessen mit den Kindern frage ich meinem Mann ob er definieren könne, was eine Muse sei. Er beschreibt den Begriff einer Frau, die einen Künstler zu seinen Werken anregt, das Wort Inspiration fällt ihm nicht sofort ein. Die Kinder hören ungewöhnlich aufmerksam zu und beim Aufräumen des Abendessens in der Küche sagt er lachend „Wahrscheinlich wärst Du gerne Muse weil Du dafür nicht arbeiten musst.“

Ich bin traurig und gleichzeitig ärgere ich mich das Thema wortwörtlich auf den Tisch gebracht zu haben. Nachdem die Kinder im Bett sind beginnen mein Mann und ich zu sprechen oder eher ich spreche und er schweigt zurück, kann doch alles was er nun sagt für mich nur falsch sein. Dabei ist doch tatsächlich alles gesagte richtig.

Denn Muse sein heißt nicht einfach „nur“ geliebt werden. Muse sein heißt zu inspirieren und ja genau, ohne etwas dafür tun zu müssen, also ohne dafür „arbeiten“ zu müssen. Muse sein ist nicht erlern- oder erarbeitbar, es ist also reine Glückssache. Und diese Glückssache ist die Muse hauptsächlich für den Künstler, denn sie selbst - vor allem ist sie ebenfalls Künstlerin - wird dabei nicht immer glücklich - man denke an Camille Claudel oder Sylvia Plath. 

Und vielleicht möchte ich auch nur Muse sein weil ich selbst gerne eine hätte. Inspiration nämlich und damit es eine schön romantische Geschichte ist, stellen wir uns diese Inspiration in Form eines Menschen vor. Dabei geht der Begriff auf die griechische Mythologie zurück und wurde als „göttliche oder genialistische Inspirationsquelle für Künstler“ gesehen. Die Griechen glaubten nämlich, Ideen entwickelt nicht der Mensch selbst, sondern werden ihm von Göttern oder eben deren Hilfsarbeiterinnen, eben diesen Musen, von außen eingegeben. 

Und ja, Muse sein heißt nicht dafür zu „arbeiten“, denn sie ist göttlich, die Inspiration - so glaubten die Griechen. Und daher machte es Sinn, das zu tun, was meine Freundin in Ihrem Post so schön einleitend beschrieb: „Wünsche Dir was vom Universum“…und nicht von deinem Mann oder von deinem Nachbarn.


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